Texte zur Kunst

H.G. Esch
Fotograf
www.hgesch-gallery.com

In den Bildern des mit zahlreichen Auszeichnungen gekürten Fotografen H.G. Esch (*1964) werden architektonische Meisterwerke außergewöhnlich in Szene gesetzt. Eschs Aufnahmen leben von einer eigenen Ästhetik, die Besonderheiten eines Bauwerks mit ungewohnten Blickwinkeln und großen Brennweiten darzustellen. Sorgfältig ausgewählte Perspektiven und raffinierte Licht-Schatten-Dramaturgien rücken nicht nur die formalen Reize und besonderen Materialitäten der Monumente, sondern auch das städtebauliche Umfeld ins Zentrum der Bildkomposition.

So haben verschiedene Bauperioden der Metropole New York unterschiedlichste Formen und Farben verliehen. Gebilde und Strukturen wie Pinienzapfen oder riesige Nester überragen niedrige Shopping-Konstruktionen – ein kontraststarkes Nebeneinander. Esch zeigt Hochhäuser als Muster im Kontext und, in einer zweiten Schicht, die Lebenszeichen dahinter: organische Formen der Moderne, verdichtet, gebannt im fotografisch-hyperrealistischen Großformat – das erhabene Moment der Architektur, gefeiert in seiner abstrakten Qualität und gestaltenden Kraft.

Von den architektonischen Prinzipien und raumbestimmenden Flächen der Gebäude wird der Blick zugleich aufs Detail gelenkt. Im großen Bildkreis schafft Esch durch das gezielte Spiel mit Mikro- und Makrostrukturen stimmungsvolle Sichten mit surrealen Akzenten. Ein oftmals enges Beieinander von Nah- und Fernsicht verleiht den genau kalkulierten Panoramen eine spannungsvolle Tiefenwirkung und Unbegrenztheit. Dann wieder fokussiert die Kamera architektonische Module im Ausschnitt, sodass die Beschaffenheit der Bestandteile zum Tragen kommt. Eschs Meisterschaft liegt in ihrem transzendierenden Moment, bei dem die ästhetische Qualität in einer Überhöhung aufgeht und neue Horizonte öffnet.

 

[Katalogtext Intiempo, München, 2006]